Wie ich mein Personal Branding auf LinkedIn ruinierte – und wie froh ich darüber bin

Ein kleiner Mutmacher-Beitrag für alle, die gerne ihre Stimme auch zu persönlichen Themen erheben würden, ihr Social Media Profil aber nicht „beschädigen“ wollen.    

Ich bin Kommunikations- und Unternehmensberater, mein Spezialgebiet ist alles rund ums Thema Media Intelligence Management. Ich bin Nischenexperte in einem Nischenfeld der Unternehmenskommunikation. Als ich MIC gründete und begann, meine LinkedIn-Präsenz stärker aufzubauen, tat ich das, um potenziellen Kunden meine Expertise nahe zu bringen, den Mehrwert von MIC zu begründen, und Kunden zu gewinnen.

Das tue ich heute auch noch. Aber im Jahr 2024 nur noch verschwindend gering im Vergleich zu dem, worüber ich auf LinkedIn sonst schreibe. Mein Fokus in diesem Jahr liegt darauf, meine Stimme für die wertebasierte und freiheitliche Demokratie in unserem Land und in Europa zu erheben, und gegen Hetze, Spaltung, Hass, Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Extremismus einzutreten. Ich konnte nicht mehr still sein.

Ich verknüpfe das natürlich am liebsten mit meinen beruflichen Steckenpferden, sprich: Wirtschaft und Journalismus/Medien. Aber ich habe mich insgesamt deutlich aus meinen tatsächlichen Job-Themen herausentwickelt in der Social Media Kommunikation.

Wenn es nach den Experten auf LinkedIn geht, habe ich mir damit ordentlich mein Personal Branding ruiniert. „LinkedIn ist eine Business-Plattform. Politik hat dort nichts zu suchen!“, ist immer noch eine weit verbreitete Meinung. „Dein Profil muss deine Expertise ausstrahlen, nicht deine Meinung!“, ist eine andere. Und „Du musst dir alle Kunden offenhalten. Haltung polarisiert zu sehr!“ eine dritte.

Das hat mich lange beeindruckt. Und ich bin überzeugt: Es sind diese drei Mantras, die sehr viele Mitglieder davon abhalten, eine klare persönliche Kante in ihrem Profil zu entwickeln. Ganz unabhängig von der Größe ihres Netzwerk übrigens.

Ich möchte euch Mut machen. Denn diese drei Sätze da oben sind Bullshit. Es kommt immer auf den Menschen an. Einfach immer. Nicht auf die Inszenierung, nicht auf möglichst breit Anschlussfähigkeit, nicht auf ein rundherum gelungenes Personal Branding.

„LinkedIn ist eine Business-Plattform. Politik hat dort nichts zu suchen!“

„Dein Profil muss deine Expertise ausstrahlen, nicht deine Meinung!“

„Du musst dir alle Kunden offenhalten. Haltung polarisiert zu sehr!“

Das ist alles falsch. Warum?

  • Das Business selbst wird immer politischer. Die Wirtschaft positioniert sich zusehends stärker, wie die Kampagnen #Zusammenland, #WirstehenfürWerte und viele weitere eindrucksvoll demonstrieren.
  • Seine Expertise kann man auch außerhalb des eigenen beruflichen Kerngebietes ausstrahlen: Analysefähigkeit, Auffassungsgabe, der Blick für das Wesentliche, Detailkenntnisse zu Themen, Erfahrungen und Leidenschaft, Begeisterungsfähigkeit, Genauigkeit und Zuverlässigkeit können sich in jedem Thema widerspiegeln.
  • Business ist immer, für uns Berater, aber auch am Arbeitsplatz in Unternehmen, People Business. Kenne ich die Haltung, kenne ich den Menschen. Ich persönlich möchte ganz sicher nicht für einen Kunden arbeiten, der fundamental gegen meine Werte ist. Wer möchte das schon? Umgekehrt ist es auch gut, wenn der Kunde oder Arbeitgeber weiß, mit wem er da zusammenarbeiten wird.
  • Wenn du in deinem Social Media Ich dein wahres Ich nicht entfalten kannst, und das eben auch politisch ist, was ist dieses Social Media Ich dann wert. Und welchen Mehrwert strahlt es aus?
  • Der Niedergang von X hat eine Leerstelle hinterlassen. Welche Plattform außer LinkedIn, auf der ein zumeist guter und sachlicher Umgang miteinander stattfindet, kann diese füllen? Ich sehe keine.

Was ist also passiert, seitdem ich mein Personal Branding so stark verändert habe? Die Antwort lautet: nur GUTES!

  • LinkedIn macht mir noch mehr Spaß
  • Durch die Mitgliedschaft in der LinkedIn-Gruppe NieWiederIstJetzt (hier verlinkt) habe ich sehr tolle neue Menschen näher kennengelernt und mich persönlich, intellektuell und in Sachen Debattenkultur weiterentwickelt
  • Ich erhalte mehr Zuspruch denn je zu meinen Posts und Interaktionen, es entstehen bilaterale Gespräche, ich wurde zu Events eingeladen, die gar nichts mit dem Post zu tun hatten, usw. usw.
  • Mein Netzwerk wächst stärker als vorher (übrigens in signifikanten Teilen innerhalb derselben Zielgruppen)
  • Und – ich habe genau wegen meiner ganzen Posts zu Demokratie und Zusammenhalt Kundeninteresse und Aufträge gewonnen. Es hat mir also auch geschäftlich nicht geschadet

Für mich war es die Politik, für euch ist es vielleicht ein anderes Feld, in dem ihr euch im Herzen begeistert oder privat engagiert. Es kommt mir hier nicht darauf an, euch zu politischen Lautsprechern zu bewegen.

Ich will euch nur sagen: Hört auf euch. Seid laut, wenn ihr laut sein wollt. Egal zu welchem Thema. Und lasst euch da nichts vorschreiben von so genannten Experten oder irgendwem sonst. Es geht um euch. Es heißt nicht „Sei Profil“. Es heißt: „Sei Mensch“.

 

P.S.: Bildquelle ist Copilot. Ich liebe übrigens das Kochen sehr!

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